3. Dezember: Internationaler Tag der Menschen mit Behinderungen – ein Tag inmitten der „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“
Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen ist ein Tag, der inmitten der „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ Initiative (25.11. bis 10.12.2021) stattfindet. Aus diesem Anlass möchte das Ludwig Boltzmann Institut für Grund- und Menschenrechte (LBI-GMR) einen intersektionalen Blick auf Behinderung und Geschlecht im Kontext von Gewalt werfen. Denn die Forschung stellt einen ernüchternden Befund aus: Frauen mit Behinderungen sind in einem besonders hohem Maße von sexueller Gewalt betroffen!
Menschen mit Behinderungen sind in vielen gesellschaftlichen Bereichen, wie Arbeitsmarkt, Bildung, Politik, Sport, Kultur, etc. nach wie vor diskriminiert und benachteiligt. Zudem belegen viele Studien mittlerweile, dass Frauen und Männer mit Behinderungen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung einem höheren Gewaltrisiko ausgesetzt sind.[1] Gründe dafür sind Abhängigkeitsverhältnisse, gesellschaftliche Abwertung, fehlende Inklusion, etc. von denen Menschen mit Behinderungen betroffen sind.
Menschen mit Behinderungen sind jedoch keine homogene Gruppe und unterscheiden sich unter anderem aufgrund des Geschlechts, des Alters, der sozialen Herkunft, Sprache und Bildung mitunter erheblich. Vor allem das Geschlecht zeigt sich als signifikantes Unterscheidungsmerkmal, insbesondere wenn es um sexuelle Gewalt geht. Dies belegt eindrücklich auch die erste repräsentative Gewaltstudie (2019), die vom Sozialministerium in Auftrag gegeben und vom Institut für Rechts- und Kriminalsoziologie, dem Ludwig Boltzmann Institut für Grund- und Menschenrechte, queraum – kultur und sozialforschung sowie Hazissa durchgeführt wurde.
Anlässlich des Orange Day am 25.11., dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, hielt Sabine Mandl, Expertin für Frauenrechte am Ludwig Boltzmann Institut für Grund- und Menschenrechte, die bereits seit vielen Jahren zum Thema Gewalt gegen Frauen mit Behinderungen forscht, einen Vortrag über das besagte Thema. In ihrer Präsentation „Gewalt gegen Frauen mit Behinderung – unsichtbar und tabuisiert“ geht Mandl auf die frauen- und menschenrechtlichen Schutznormen ein, bringt Beispiele aus der Prävalenzstudie und untermauert die subjektiven Erfahrungen vieler Frauen mit Zitaten, um ein tieferes Verständnis für ihr Gewalterleben zu generieren. Abschließend dokumentiert sie die von Frauen mit Behinderungen selbst erarbeiteten Empfehlungen für einen besseren Gewaltschutz. Zum internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen machen wir Ihnen diesen Vortrag unten im Downloadbereich öffentlich verfügbar.
[1] Vgl. Hughes, Karen/Bellis, Mark et al. (2012): Prevalence and risk of violence against adults with disabilities: a systematic review and meta-analysis of observational studies. Lancet: p. 1621-1629.
Vgl. Schröttle, Monika/Hornberg, Claudia (2013): Lebenssituation und Belastung von Frauen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen in Deutschland. Im Auftrag des Deutschen Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Bielefeld, S. 8 f.