icon / home icon / small arrow right / light News icon / small arrow right / light BOKU-Kino „Rechte der Natur“
19 Mai 2025 von lbigmr

BOKU-Kino „Rechte der Natur“

Expert:innen und Interessierte diskutierten auf Einladung der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien über den Dokumentarfilm „Invisible Hand“ und das Thema „Rechte der Natur“. Als Panelistin mit dabei war Camilla Haake.

Das „BOKU-KINO: Filmreihe mit Diskussion“, das einmal im Monat stattfindet, widmete sich am 14. Mai 2025 dem Thema „Rechte der Natur“. Auf dem Programm des Film- und Diskussionsabends stand der Dokumentarfilm „Invisible Hand“ von Mark Ruffalo, Joshua Boaz Pribanic, Melissa A. Troutman, der die Frage aufwirft: „Who will speak for nature?“ Der Film berichtet über Umweltinitiativen in den USA, bei denen Bürger:innen versuchen, der Natur eigene Rechte zuzusprechen. Im Fokus steht der Versuch der Einwohner:innen der Stadt Toledo (Ohio), den stark verschmutzten Lake Erie als Rechtssubjekt anzuerkennen und ihm ein subjektives „Recht auf Existenz“ zuzugestehen, um ihn besser vor Umweltzerstörung – etwa durch landwirtschaftlich bedingte Düngemittelverschmutzung – zu schützen. Zudem zeigt der Film den Einsatz von Bewohner:innen der Gemeinde Grant Township (Pennsylvania) und indigener Gruppen, die ihr Grundwasser gegen Frackingabfälle verteidigen.

Michael Klingler, Institut für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung der BOKU, moderierte die anschließende Diskussion mit René Kuppe, Institut für Rechtsphilosophie der Universität Wien, Directory Board IWGIA (International Work Group for Indigenous Affairs), Nadja Polzer, Institut für Rechtswissenschaften der BOKU, und unserer Kollegin Camilla Haake, PostDoc am Ludwig Boltzmann Institut für Grund- und Menschenrechte (LBI-GMR). Gemeinsam mit dem interessierten Publikum diskutierten sie u.a. über die rechtstheoretischen und -philosophischen Grundlagen des Konzepts der „Rechte der Natur“, konkrete Beispiele der bereits erfolgten Anerkennung der „Natur“ bzw. einzelner Ökosysteme als Rechtssubjekte in Südamerika, Neuseeland und Spanien sowie Chancen und Hürden des Natur- und Umweltschutzes durch „Rechte der Natur“.

René Kuppe wies darauf hin, dass das Konzept der „Rechte der Natur“ in Südamerika auf indigenen Kosmovisionen einer originären Einheit von Natur und Mensch fuße, was die Übertragung des Schutzes einer subjektivierten Natur in andere Rechtsordnungen erschwere.

Nadja Polzer betonte, dass effektiver und effizienter Umweltschutz – ob mit oder ohne „Rechte der Natur“ – nur unter konsequenter Beteiligung relevanter Stakeholder gelingen könne, was aber durch das derzeitige Umwelt- und Naturschutzrecht nicht konsequent beachtet würde.

Unsere Kollegin Camilla Haake forscht am LBI-GMR in der Programmlinie „Nachhaltigkeit, Entwicklung, Wirtschaft, Soziales“ (NEWS) u.a. zu Themen im Kontext Menschenrechte und Umwelt, Menschenrechte und Wirtschaft sowie zu „Rechten der Natur“. Im Rahmen der Paneldiskussion erläuterte sie das Für und Wider einer „Subjektivierung“ der Natur und unterstrich die Notwendigkeit einer dogmatisch sauberen Verankerung von „Rechten der Natur“, zumal im Kontext (kontinental‑)europäischer Rechtsordnungen wie der österreichischen und der deutschen.

Das „BOKU-Kino“ ist eine Kooperation der BOKU-Ethikplattform, der BOKU-Koordinationsstelle für Gleichstellung, Diversität und Behinderung, dem Institut für Entwicklungsforschung, der ÖH BOKU (mit Unterstützung von Anna Huber und Deborah Sailer), unterstützt von Michael Klingler (WiSO) und Anna Ladinig (IFFI, International Film Festival Innsbruck).

a. Michael Klinger, Nadja Polzer, Camilla Haake, René Kuppe (v.l.n.r.) © Peter Zeschitz