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27 Sep 2012 von Ludwig Boltzmann

Seminar zum Thema: „Die Konflikte in Georgien – Der Weg zum Frieden“

Das Seminar über Georgien und friedliche Konfliktlösung, welches am 25. September 2012 von der Eurasia Partnership Foundation gemeinsam mit dem BIM in Wien durchgeführt wurde, brachte ExpertInnen, WissenschaftlerInnen und EntscheidungsträgerInnen aller drei Regionen – Abchasien, Südossetien und Georgien zusammen. Sabine Mandl und Christine Sommer vom BIM hielten Vortäge zu den Themen „The role of women in peacebuilding“ und „The role of civil society in peacebuilding“. Die Präsentationen sind im Downloadbereich verfügbar.

Seit seiner Unabhängigkeit in den frühen 90er Jahren hat der Staat Georgien, wie viele andere Staaten und Regionen der ehemaligen Sowjetunion, mehrere interne wie auch externe ökonomische und politische Krisen und Konflikte erlebt, von denen bis heute so manche ungelöst blieben. Einer dieser Konflikte in Georgien ist die Folge von Kriegen in Südossetien und Abchasien, sowie deren Bestrebungen nach Unabhängigkeit, welche im Jahr 2008 zum Krieg zwischen Russland und Georgien führte. Seitdem werden Abchasien und Südossetien von Russland als unabhängige Staaten anerkannt. Für Georgien sind diese Gebiete weiterhin ein Teil ihres Territoriums und werden aus ihrer Sicht von Russland okkupiert. Die Auflösung dieses so genannten gefrorenen Konflikts ist nicht nur im Interesse der involvierten Staaten, sondern vor allem der betroffenen Menschen. Aufgrund der exponierten geopolitischen Lage ist Georgien insbesondere für internationale, wirtschaftliche und politischen Organisationen und Bündnisse interessant, wie z.B. die UN, EU, WTO, OSZE, und NATO.

Im Seminar wurde betont, dass der beschriebene Konflikt Auswirkungen auf mehrere Ebenen hat, welche im Prozess der Konfliktlösung miteinbezogen werden müssen. Eine dieser Ebenen ist die Zivilgesellschaft, die in anderen Staaten als treibende und regulierende Kraft politische Prozesse beeinflussen kann, in Georgien, Abchasien und Südossetien jedoch im Moment noch schwach ausgeprägt ist. Einige NGOs und zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich etablieren konnten, zeigten aber auf welch unterschiedliche Weise sie zur Konfliktlösung beitragen können. Es waren besonders Fraueninitiativen, die auf lokaler Ebene, Veränderungen bewirken konnten. Darüber hinaus sind internationale Organisationen, wie UN Women tätig, die Projekte zur Stärkung dieser Initiativen durchführen, um die Kapazitäten vor allem von Frauenorganisationen und von direkt von Konflikten betroffenen Frauen (wie IDPs oder Flüchtlingsfrauen) auszubauen. Die Rolle von Frauen in Friedens- und Konfliktlösungsprozessen muss vor dem Hintergrund ihrer Erfahrungen im Krieg gesehen werden, wobei Frauen nicht nur die Opfer von Kriegshandlungen sind, sondern vor allem aktive GestalterInnen ihres Überlebens.

Während des Seminars wurden bisherige Initiativen und Erfahrungen aus friedlichen Konfliktlösungsansätzen in Georgien, Abchasien und Südossetien diskutiert, sowie zukünftige Arbeitsfelder angedacht. Das Vertrauen in NGOs als politisch Handelnde muss gestärkt werden, um eine Plattform zu schaffen, die die Regierung auch zur Verantwortung ziehen kann. In diesem Prozess wäre es auch von Vorteil sog. „VermittlerInnen“ zu installieren, die zwischen den Ebenen fungieren, um den politischen Dialog effektiv begleiten zu können. Auch Initiativen die den Austausch zwischen den Menschen „people-to-people“ ermöglichen, tragen wesentlich zum Abbau von Vorurteilen und Feindschaften bei. Zu guter Letzt, wenn das gemeinsame Ziel die friedliche Konfliktlösung in dieser Region ist, bedarf es einer Neuausrichtung und Entpolitisierung des Diskurses und Partizipation aller am Konflikt Beteiligten, einschließlich von Konflikten betroffenen Menschen.