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02 Nov. 2025 von lbigmr

Tagung „Eigene Rechte für die Natur“ in Hannover mit Camilla Haake

Weltweit mehren sich die praktischen Beispiele für die nationale Anerkennung der „Natur” als Rechtsperson und die Etablierung originärer „Rechte der Natur”.

Das Konzept sieht davon ab, Ökosysteme, Tiere und Pflanzen ausschließlich als Objekte oder Ressourcen zu betrachten. Vielmehr werden der Natur inhärenter Wert und Schutzwürdigkeit zugesprochen, indem sie als aktive Trägerin von eigenen subjektiven Rechten etabliert wird. Der Ansatz gewinnt im Kontext industrieller Ausbeutung der natürlichen Umwelt sowie verschiedenster ökologischer Krisen global immer mehr an Bedeutung.

Anfang Oktober 2025 kamen im Rahmen einer dreitägigen Tagung in Hannover zum Thema „Eigene Rechte der Natur“ Wissenschaftler:innen, Vertreter:innen von zivilgesellschaftlichen Initiativen sowie Interessierte zum inhaltlichen Austausch zusammen.

Die Tagung näherte sich dem Thema zunächst durch einen Blick auf das im sogenannten Anthropozän vielfach angemahnte Artensterben. Dies geschah im Rahmen eines Vortrags des Evolutionsbiologen Prof. Dr. Matthias Glaubrecht von der Universität Hamburg. Anschließend erfolgte eine erste Einordnung des Diskurses über die „Rechte der Natur“ durch Dr. Andreas Gutmann vom Kassel Institute for Sustainability am Beispiel Ecuadors.

Unsere Kollegin Camilla Haake, Postdoc am Ludwig-Boltzmann-Institut für Grund- und Menschenrechte und Leiterin der Programmlinie „Nachhaltigkeit, Entwicklung, Wirtschaft, Soziales“ (NEWS), moderierte die Gesprächsrunde zum Thema „Internationale Erfahrungen mit den Rechten der Natur“ mit Vorträgen der Wissenschaftlerinnen Dr. Laura Affolter (DFG-Kolleg-Forschungsgruppe „Zukünfte der Nachhaltigkeiten“ an der Universität Hamburg), Dr. Katharina Bader-Plabst (Kanzlei Kapellmann, München) und Jula Zenetti, LL. M. (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Leipzig) zu Anwendungsbeispielen der „Rechte der Natur“ aus Ecuador, Neuseeland und Spanien.

Ecuador gilt seit dem Jahr 2008 als Vorreiter in dieser Hinsicht, da die „Rechte der Natur oder Pacha Mama“ in der Verfassung verankert sind. Ähnlich wie Ecuador steht Neuseeland exemplarisch für den starken Bezug des „Rechte der Natur“-Diskurses zu (Menschen-)Rechten indigener Gruppen. Durch die Unterstützung der Subjektivierung der Natur als solcher oder einzelner natürlicher Ökosysteme wie Berge oder Flüsse verfolgen diese Gruppen auch einen stärkeren Schutz ihres eigenen Lebensraums. Spanien ist das erste und bisher einzige Land in Europa, in dem ein Ökosystem als rechtsfähig anerkannt wurde. Per Gesetz erkannte der spanische Gesetzgeber der Salzwasserlagune „Mar Menor” im Jahr 2024 eigene Rechte zu, darunter ein Recht auf Existenz.

Gemeinsam mit dem interessierten Publikum diskutierten die Referentinnen das Potenzial der vorgebrachten internationalen Beispiele für eine Anerkennung von „Rechten der Natur“ durch den deutschen Gesetzgeber sowie Möglichkeiten der Unterstützung entsprechender Initiativen durch die Zivilgesellschaft.

Im Juni 2025 veröffentlichte Camilla Haake den neuen Aufsatz „Rechte der Natur durch Richterrecht?“, der sich mit den Möglichkeiten und Risiken der Etablierung von „Rechten der Natur“ durch Richterrecht im (kontinental-)europäischen Raum beschäftigt.

a. Camilla Haake, ©Hans Leo Bade