29 Jul 2024 von lbigmr

Workshop über „Rechte der Natur“ bringt internationale Expert:innen am Kassel Institute for Sustainability zusammen

Internationale Expert:innen unterschiedlicher Fachgebiete präsentierten aktuelle Projekte und Ergebnisse ihrer Forschungsaktivitäten zum Thema „Rechte der Natur“.

Im Rahmen eines zweitätigen Workshops des Kassel Institute for Sustainability zum Thema „Rights of Nature against whom?“, der vom 18. bis 19. Juli 2024 an der Universität Kassel stattfand, trafen sich Expert:innen verschiedenster Disziplinen – von den Rechtswissenschaften über die Anthropologie bis hin zur Philosophie und den Sprachwissenschaften.

Unsere Kollegin Camilla Haake präsentierte als eine von 19 Wissenschaftler:innen ihre Forschung. In ihrem Vortrag „Nature […] is always right, […].“ – On coexistence, compatibility and cooperation of „rights of nature“ and human rights” beleuchtete sie das Verhältnis des Konzepts der sogenannten „Rechte der Natur“ und der Menschenrechte und zeigte Herausforderungen der Betrachtung „der Natur“ als Rechtssubjekt für die aktuelle Menschenrechtsforschung auf.

Das Konzept der „Rechte der Natur“ entstammt vorwiegend überlieferten Lehren indigener Völker. „Mutter Erde“ – nach der Tradition einiger Völker des südamerikanischen Andenraums auch „Pachamama“ genannt – verbindet demnach Mensch und Natur als Teile derselben lebendigen Einheit. In (völker‑)rechtlicher Hinsicht kollidiert dieses Bild von der Natur als Rechtssubjekt jedoch mit dem anthropozentrischen (das heißt, den Menschen in den Mittelpunkt stellenden) Weltbild westlicher Zivilisationen. Dennoch wurden „der Natur“ als Ganzes oder einzelnen Flüssen oder Bergen in den vergangenen Jahren durch nationale Gesetzgeber oder Gerichte immer häufiger eigene Rechte zuerkannt. Ein Beispiel dafür ist der Fall des neuseeländischen Flusses Whanganui, der seit einem Gesetz aus dem Jahr 2017 als Rechtsperson angesehen wird.

Der Workshop „Rights of Nature against whom?”, der bereits am 17. Juli 2024 mit einer öffentlichen Podiumsdiskussion zum Thema und einem Empfang begann, markierte den Abschluss des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Forschungsprojekts „Natur als Rechtsperson“, das von Professor Andreas Fischer-Lescano von der Universität Kassel und Professor Alex Iván Valle Franco vom Instituto de Altos Estudios Nacionales (IAEN) und der Pontificia Universidad Católica del Ecuador, geleitet wird. Ecuador war das erste Land, das im Jahr 2008 im Rahmen einer Verfassungsänderung die ausdrückliche Zuerkennung subjektiver Rechte an die Natur als Rechtssubjekt beschlossen hat.

Am Ludwig Boltzmann Institut für Grund- und Menschenrechte (LBI-GMR) leitet Camilla Haake ein von der Ludwig Boltzmann Gesellschaft gefördertes Forschungsprojekt zum Thema „Rechte der Natur: Zur Subjektivierung der Natur und ihrer Emanationen unter völkerrechtlichen, insbesondere menschenrechtlichen Gesichtspunkten“, in dessen Rahmen sie sich mit den anthropozentrischen Grundlagen unseres vorwiegend auf den Menschen konzentrierten Systems menschenrechtlichen Schutzes und den Möglichkeiten der Erhebung der „Natur“ zur eigenständigen Rechtsperson beschäftigt.

a. ©Hans Leo Bader