21 Dez 2020 von Ludwig Boltzmann

ONLINE-EVENT: RiVi – Rechte von Opfern physischer Gewalt. Verbesserter Zugang zu klinisch-forensischen Untersuchungen

Im Zuge des EU-finanzierten RiVi-Projekts „Rechte von Opfern physischer Gewalt: Verbesserter Zugang zu forensischen Untersuchungen“, fand am 26.11.2020 ein internationales Event zur Bewusstseinsbildung statt. Das seit Februar 2019 laufende RiVi-Projekt zielt darauf ab, die Rechte von Betroffenen von Gewalt im Sinne der EU-Opferschutzrichtlinie zu stärken und relevante Akteure, insbesondere medizinisches Fachpersonal, für klinisch-forensische Untersuchungen zu sensibilisieren. Ermöglicht werden soll hiermit sowohl ein verbesserter Zugang für Betroffene zu solchen Untersuchungen als auch eine umfassende Beweismittelsicherung, um die Position von Betroffenen in möglichen künftigen Gerichtsverfahren zu stärken.

Hier gehts zum Video-Mitschnitt des Events.

Moderiert von Mag.a Agnes Taibl, RiVi-Projektkoordinatorin am Ludwig Boltzmann Institut für Grund- und Menschenrechte, fanden im Rahmen dieses Online-Events Vorträge statt, die das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchteten. Zunächst gab JUDr. Mag. iur. Michal Malacka, leitender Dozent für internationales Privatrecht an der rechtswissenschaftlichen Fakultät Palacký der University Olomouc in Tschechien, einen umfassenden Überblick zu den Rechten von Opfern von Gewaltverbrechen, die sich aus der Europäischen Opferrechtsschutzlinie ableiten lassen. Mag.a Sabine Mandl, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Ludwig Boltzmann Institut für Grund- und Menschenrechte und Expertin im Bereich Frauenrechte und geschlechtsspezifische Gewalt, spezifizierte anschließend genderbasierte Merkmale von Gewalt sowie die frauenrechtliche Perspektive. Im Anschluss hielt Prof.in Dr.in med. univ. Kathrin Yen, ärztliche Direktorin des Instituts für Rechts- und Verkehrsmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg in Deutschland, eine Präsentation zu klinisch-forensischen Untersuchungen, insbesondere im Hinblick auf die Erkennung von Symptomen und Anzeichen für Gewalt, die Sicherung von Beweismitteln sowie einer angemessenen Dokumentation. Ruth Mason, Business and Development Lead der Organisation „Women’s Aid“ in London, widmete sich in ihrem Vortrag der Frage nach der Kommunikation mit Betroffenen sowie Strategien der Unterstützung. Dabei legte sie den Fokus auf klient*innenzentrierte Gesprächsführung sowie öffentliche Unterstützungsstrukturen. Prof. Dr. Michael Klintschar, Leiter des Instituts für Rechtsmedizin an der Hannover Medical School in Deutschland, veranschaulichte außerdem anhand des Best-Practice-Beispiels „ProBeweis“, wie professionelle Beweissicherung bei Betroffenen von Gewalt in der Praxis umsetzbar ist.

Im zweiten Teil der Veranstaltung wurden drei interaktive Workshops abgehalten, die sich mit der rechtlichen, medizinischen sowie psychosozialen Dimension näher auseinandersetzten. Für die Teilnehmenden bot sich hier die Möglichkeit, einen inhaltlichen Schwerpunkt zu wählen und in direkten Austausch mit den Vortragenden sowie den anderen Teilnehmenden zu treten.

Als letzter Programmpunkt des Online-Events fand eine kurze Abschlusssitzung im Plenum statt, bei der die Vortragenden von den Diskussionen in ihren Workshops berichteten und einige zentrale Punkte und Empfehlungen hervorhoben.

Durch das vielfältige Programm und die unterschiedlichen Perspektiven bot das Online-Event den Teilnehmenden einen guten Überblick über Opferrechte und die Wichtigkeit klinisch-forensischer Untersuchungen. Die Veranstaltung leistete somit einen wesentlichen Beitrag zur Förderung eines gesellschaftlichen Bewusstseins über die Thematik und trägt dazu bei, relevante Akteure weiter für das Thema zu sensibilisieren.

Die Agenda des Online-Events und alle Powerpoint-Präsentationen sind im Download-Bereich dieses Artikels zugänglich. Zum Video-Mitschnitt der Veranstaltung geht es hier. Im Zuge des RiVi-Projekts wurden außerdem ein Kurzfilm sowie ein Online-Training zur Durchführung klinisch-forensischer Untersuchungen produziert, auf die durch Anklicken der Links geöffnet werden können.