Arbeitsausbeutung. Ein sozial-ökonomisches Phänomen? Frauenhandel bzw. Menschenhandel zum Zweck der Arbeitsausbeutung von Ungarinnen und Ungarn in Österreich

Autor:innenLilla HajduJulia PlanitzerAndrea Schüchner
DetailsArbeitsausbeutung. Ein sozial-ökonomisches Phänomen? Frauenhandel bzw. Menschenhandel zum Zweck der Arbeitsausbeutung von Ungarinnen und Ungarn in Österreich
2014
46 Seiten

Arbeitsausbeutung im Kontext von Frauen- bzw. Menschenhandel hat viele Gesichter. Trotz bestehender Debatten über Frauen- bzw. Menschenhandel im Allgemeinen bleibt die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Formen der impliziten Arbeitsausbeutung unterrepräsentiert. Der nachfolgende Bericht „Arbeitsausbeutung. Ein sozial-ökonomisches Phänomen?“ will diesem Umstand mit Fokus auf Arbeitsausbeutung im Kontext von Frauen- bzw. Menschenhandel zwischen Österreich und Ungarn Rechnung tragen. Als an Österreich angrenzendes Land ist Ungarn im Zuge der EU-Osterweiterung am 1. Mai 2004 der Europäischen Union beigetreten. Ungarns Bürgerinnen und Bürger erlangten nach einer siebenjährigen Übergangsfrist somit im Jahr 2011 vollen Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt und damit die rechtliche Gleichstellung als EU-BürgerInnen. Bei der Betrachtung von Menschenhandel wird meist ein kausaler Zusammenhang zwischen rechtlicher Ungleichstellung und Betroffen-Sein hergestellt. Aus diesem reduktionistischen Blickwinkel heraus wären Betroffene von Frauen- bzw. Menschenhandel immer rechtlich ungleich gestellt und rechtlich Gleichgestellte niemals Betroffene. Prämisse des folgenden Berichts war jedoch die Annahme, dass die rechtliche Dimension der Ungleichheit für sich stehend nicht ausreichen kann, um Menschenhandel zwischen EU-Ländern zu erklären. Zielsetzung war demnach darauf hinzuweisen, dass Frauen und Männer obschon sie rechtliche Gleichstellung genießen, von Menschenhandel betroffen sein können. In diesem Sinne müssen trotz Ausbleiben des Faktors der rechtlichen Ungleichheit Betroffene als solche erkennbar werden und damit Zugang zu ihren Rechten erlangen. Vor diesem Hintergrund führt das Erkenntnisinteresse darüber, ob Frauen- bzw. Menschenhandel zum Zweck der Arbeitsausbeutung von UngarInnen in Österreich trotz rechtlicher Gleichstellung stattfindet, durch den vorliegenden Bericht. Um diese Frage-stellung zu erörtern wurde im ersten Teil des Berichts eine Analyse des aktuellen österreichischen Rechtsrahmens vorgenommen. Im Anschluss erweiterten Erhebungen aus ExpertInneninterviews und Auswertungen von Akten der Interventionsstelle für Betroffene von Frauenhandel (LEFÖ / IBF) die Perspektive auf den Untersuchungsgegenstand. Die Analyse der Datenmaterialien ließ auf unterschiedliche Risikofaktoren schließen, die trotz rechtlicher Gleichstellung von UngarInnen in Österreich den Rahmen zur Arbeitsausbeutung setzen.