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29 Jan 2011 von Ludwig Boltzmann

Was halten Kinder und Jugendliche von Partizipation?

Das Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte (BIM) war in den Jahren 2010 und 2011 Partner des Projekts Speak to the world – Children’s views on having their say in European and international decision-making, das die Umsetzung des Kinderrechts auf Partizipation auf europäischer und internationaler Ebene untersuchte. Konkret ging es darum, herauszufinden, ob Kinder und Jugendliche bei Angelegenheiten, die ihre Rechte betreffen, mitreden können und inwieweit sie an internationalen und europäischen Entscheidungsprozessen beteiligt sind.

Der methodische Aufbau des Projekts beinhaltete auch einen partizipativen Forschungsansatz – Kinder und Jugendliche wurden von Forschungsobjekten zu aktiv Mitforschenden und damit auch zu ExpertInnen in eigener Sache. Dazu fanden in den fünf teilnehmenden Ländern – Österreich, Estland, Irland, Moldawien, Rumänien, Russland und Großbritannien – nationale Konsultationsveranstaltungen mit insgesamt 500 Kindern und Jugendlichen statt.

Das österreichische Konsultationsverfahren wurde vom BIM mit 100 Kindern und Jugendlichen aus Wien, Niederösterreich und Oberösterreich im Europahaus in Wien im Jänner 2011 durchgeführt. Viel zu oft wird über, nicht mit Kindern und Jugendlichen geredet – und wenn Beteiligungsangebote geschaffen werden, wird selten danach gefragt, was die beteiligten jungen Menschen zum Prozess selbst zu sagen haben – umso wichtiger wäre dieses Feedback aber für die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an Aktivitäten auf europäischer und internationaler Ebene, da hier meist besondere inhaltliche und organisatorische Hürden zu meistern sind (zu welchen Themen, mit welchen Methoden, mit welchen Ressourcen). Und inwieweit sind jungen Menschen solche Angebote, zB seitens EU-Kommission, Europarat, Vereinte Nationen, in Österreich überhaupt bekannt?

Im Rahmen der BIM-Veranstaltung wurden zu all diesen Fragen zwei Workshops abgehalten, am Vormittag für Kinder im Volksschulalter, am Nachmittag für Jugendliche. Mittels spielerischer und kreativer Übungen bzw. Methoden wie einem World Café für die Jugendlichen wurden Bekanntheit von Beteiligungsmöglichkeiten auf europäischer und internationaler Ebene (zB Wettbewerbe, Fragebogen, Umfragen, Konsultationen etc) sowie Interesse und bestmögliche Umsetzung aus Sicht der Kinder und Jugendlichen untersucht.

All diese Ergebnisse wurden in fünf Länderberichten sowie einem Gesamtbericht dokumentiert. Anstelle einer Abschlusskonferenz wurde ein Kurzfilm mit zehn teilnehmenden Jugendlichen aus den fünf Ländern gedreht, in dem sie in eigenen Worten und selbst gewählten Sequenzen die für sie wesentlichen Ergebnisse darstellten. Die Kernbotschaft lautete: Entscheidungen, welche die Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen betreffen, sind nur legitim, wenn sie auch ihre Meinungen und Sichtweisen berücksichtigen. Aus den zentralen Ergebnissen des Projekts wurden abschließend Empfehlungen für Regierungen und internationale Institutionen abgeleitet, die sicherstellen sollen, dass Kinder und Jugendliche ihr Recht auf Partizipation verstärkt wahrnehmen können.
Das Projekt wurde finanziert vom EU-Programm „Grundrechte und Unionsbürgerschaft“ und koordiniert von der Children’s Rights Alliance for England, mit dem BIM als Partner in Österreich, sowie weiteren Partnern in Irland, Rumänien, Moldawien, Estland und Russland.

Projektergebnisse: Länderberichte (Österreich, Großbritanien, Estland, Irland und Rumänien), Gesamtbericht und Kurzfilme (in allen Landessprachen der teilnehmenden Länder) entnehmen Sie der Projektseite (Speak to the World).

Gleich im Anschluss finden Sie den Kurzfilm auf Deutsch und den österreichischen Länderbericht (auf Englisch) zum Herunterladen.

Weitere Informationen finden Sie im Projektdatenblatt.

a. Workshop mit 100 Kinder und Jugendlichen im Europahaus/Wien im Jänner 2011
b. TeilnehmerInnen bei einer Gruppenarbeit im Rahmen der Veranstaltung